MENSCH

  
  Die Erde ist das Irrenhaus des Universums
                                                                                                     George Bernard Shaw
Was ein Mensch ist, ist ja nicht so einfach zu beantworten. Aber eines ist sicher, wer aus Lust am Töten, oder aus "sportlichen" Gründen, fühlende, hochentwickelte Lebewesen ermordet, besitzt einen Charakter dem es erheblich an Menschlichkeit fehlt und der Verabscheuungswürdig ist. Bei Sportfischern ist das Offensichtlich. Bei Jägern muss man sich den Menschen schon genauer anschauen, um zu einem gesicherten Urteil zu gelangen.
Wer also aus derart niederen Beweggründen tötet, ist nicht anderes als, wie es der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss einmal ausdrückte: krank an Geist und Seele.


Friedrich Nietzsche (1844 - 1900)   Philosoph

Professor für Philologie

Es war ein Januarmorgen des Jahres 1889 an dem Friedrich Nietzsche in Turin seinen Spaziergang entlang des Ufers des Po antrat. Dort musste er sehen, wie ein Kutscher sein Pferd brutal schlug, bis es zusammen brach. Als Nietzsche das Pferd umarmt, weint und zusammen bricht, ihn das Mitleid mit der gequälten Kreatur übermannt, beginnt sein endgültiger Bruch mit der Menschheit. Er verlässt damit den mit Blut und Leid getränkten Weg, auf dem der Homo sapiens als selbst ernannter Herr der Tiere, ja der gesamten Natur marschiert.

Vielleicht hat er einen Blick in die Hölle getan, die der Homo sapiens Milliarden Tieren täglich bereitet.

Vielleicht hat Nietzsche das Pferd um Verzeihung gebeten, für die unerträglich Schuld der Menschheit.

Vielleicht war es der wichtigste Moment im Leben von Nietzsche, bevor er dem Wahnsinn, seiner elf Jahre dauernden Umnachtung, verfallen ist.

Vielleicht hat er gesehen, was der Mensch wirklich ist.




Richard Dehmel  ( 1863 - 1920 ) Dichter und Schriftsteller

Von Zeit zu Zeit sagen Leute zu mir "wach auf, es ist nur ein Hund!" - sie verstehen nicht, warum man diese Wege zurücklegt, so viel Zeit und Gefühle investiert, oder die Kosten auf sich nimmt, die "nur ein Hund" mit sich bringt. Manche meiner stolzesten Momente verdanke ich "nur einem Hund." 

Viele Stunden sind vergangen in denen meine einzige Gesellschaft "nur ein Hund" war, aber ich fühlte mich nicht ein einziges Mal missachtet oder allein. Einer meiner traurigsten Momente wurden durch "nur einen Hund" hervorgerufen und an dunklen Tagen war es "nur ein Hund", dessen freundliche Berührung mir Wohlbefinden und die Stärke, um den Tag zu überstehen, brachte.

Falls du auch denkst, es ist "nur ein Hund", dann wirst du vermutlich auch Sätze kennen, wie "nur ein Freund", "nur ein Sonnenaufgang" oder "nur ein Versprechen".

Es ist "nur ein Hund", welcher das wesentliche aus Freund-schaft, Vertrauen und purer unverfälschter Freude in mein Leben bringt. "Nur ein Hund" ruft in mir das Mitleid und die Geduld hervor, die mich zu einem besseren Menschen macht.

"Nur ein Hund" bringt mich dazu früh aufzustehen, lange Spaziergänge zu machen und sehnsüchtig in die Zukunft zu blicken.

Deswegen ist es für Menschen wie ich es bin eben nicht "nur ein Hund", sondern eine Verkörperung aller Hoffnungen und Träume für die Zukunft, geliebte Erinnerungen und der pure Genuss der Gegenwart.

"Nur ein Hund" zeigt was gut an mir ist und lenkt meine Gedanken ab. Ich hoffe die anderen Menschen können eines Tages verstehen, dass es nicht "nur ein Hund" ist, sondern etwas, das mir Menschlichkeit verleiht und mich zu mehr macht als nur "ein Mensch".

Also wenn du das nächste Mal den Satz "nur ein Hund" hörst, dann lächle, weil sie es "nur" nicht verstehen. Wenn du in seine Augen blickst, lässt du all deine Ängste, Sorgen, Traurigkeit und Probleme zurück, denn Hunde geben uns die Flügel, die wir nicht haben und niemals haben werden. 





Adalbert Stifter  ( 1805 - 1868 )

"Mein größerer Hund erkrankte vor zwölf Tagen. Anfangs hielten wir es nicht für bedeutend, weil das Tier bisher ausnehmend gesund war; aber nach einigen Tagen wurde die Sache bedenklich, ich kam in große Unruhe undpflegte das Tier, wie man fast einen Menschen pflegt, ich stand nach Mitternacht auf und heizte ihm in meinem Zimmer, das ich ihm eingeräumt hatte, ein. So tat ich es auch heute morgen um zwei Uhr. Das Tier ging noch auf mich zu und wedelte. Es hatte, damit es sein Wasser finden könne, ein Nachtlicht im Zimmer. Heute um siebeneinhalb fand ich es tot. Es wurde im Garten der Gebrüder Kaindl begraben. Ich habe aus Kummer mehrere Tage nicht gearbeitet, und es dürften noch drei bis vier Tage in Betrübnis vorübergehen. Man kann das an mir sehr tadeln; aber ich sag: Wenn es Gott der Mühe wert achtet, ein Tier mit so kunstreichen feinen Werkzeugen auszurüsten, wenn er ihm eine ganze Kette von Lebens-freuden und Glückseligkeiten mitgab, so dürften wir es derMühe wert achten, diesem Dinge einige Aufmerksamkeit zu schenken! Und das gestorbene Tier hatte nur einen einzigen Lebensinhalt, in dem alles andere aufging: Liebe zu mir! Es hat mich in neun Jahren nie gekränkt, nie beleidigt, und in seiner Krankheit hätte es manchem Christenmenschen zum Beispiele dienen können. Nicht einen einzigen Seufzer stieß es über sein Leiden aus. Es war ihm genug, wenn ich im Zimmer war und freundlich zu ihm sprach, und es litt geduldig. Ich habe ihm diesen einzigen Trost, den es hatte, nicht entzogen und blieb stets bei ihm.



             Mensch  -  was bist du nur für ein Wesen ?

  Mein Hund ist gestorben  -  Pablo Neruda


Ich begrub ihn im Garten neben einer alten, verrosteten   Maschine.

Dort, nicht weiter unten, nicht weiter oben, wird er sich einmal mit mir vereinen.

Jetzt ist er weg, mit seiner Haarfarbe, seiner üblen   Erziehung, seiner kühlen Nase.

Und ich, Materialist, der nicht daran glaubt, dass es den   verheißenen himmlischen Himmel für irgend einen   Menschen gibt, glaube für diesen   Hund oder für jeden Hund an den Himmel, ja ich glaube an einen Himmel, in den ich nicht komme, doch wo er mich erwartet, seinen Fächerschwanz schwenkend, damit es mir bei der Ankunft nicht an Freundschaft fehle.


Ach, ich will nicht von der Traurigkeit reden, dass ich ihn hier auf Erden nicht mehr als Gefährten habe, ihn, der mir niemals ein Diener gewesen ist.


Nein, mein Hund schaute mich an, schenkte mir die Aufmerksamkeit, die nötig ist, um einen Eitlen begreifen zu lassen, dass er als Hund, mit diesen Augen, reiner als die meinen, die Zeit verlor, doch er schaute mich an mit dem Blick, der sein ganzes sanftes, zottiges Leben für mich bereit hielt.

Sein verschwiegenes Leben, dicht bei mir, ohne mich je zu belästigen und ohne irgendetwas von mir zu verlangen.


Fröhlich, fröhlich, fröhlich, wie die Hunde glücklich sein können, einfach so, mit der Unumschränktheit unverschämter Natur.

Zwischen uns gab es keine Lüge.





               Dein Hund - Nur ein Hund?

Was ist das, wenn einem Menschen ein anderes, nichtmenschliches Lebewesen durch intensive Begegnung auf der Gefühlsebene zum individuellen, unverwechselbaren und somit auch schwer ersetzbaren Lebensgefährten wird? Eine Verbindung, die sowohl einseitig als auch beidseitig möglich ist und nur auf Erleben und Fühlen aufbaut, also Fähigkeiten, die sowohl schon beim Kleinkind als auch bei Säugetieren möglich sind. Diese Annäherung kann spontan, aber auch in einem langen Prozess entstehen, oder mit einem schicksalhaften Erlebnis eingeleitet werden. Bei allen langsamen Prozessen ist fast immer Mitgefühl im Spiel (zu dem auch Tiere fähig sind). Ein Sonderfall in den Mensch-Tier-Beziehungen ist offenbar die Beziehung eines Hundes an seinen oft selbst gewählten Menschen. Konrad Lorenz, der bekannte Verhaltensforscher schreibt dazu:

 "Einer der wunderbarsten und rätsel-

haftesten Vorgänge ist die Herrenwahl eines guten Hundes. Vielfach, oft innerhalb weniger Tage, entsteht plötzlich eine Bindung, die um ein vielfaches fester ist als alle, aber auch alle Bindungen, die zwischen uns Menschen je bestehen. Es gibt keine Treue, die nicht schon gebrochen wäre, ausgenommen die eines wirklich treuen Hundes."

  Kinder und Hunde wissen ja nicht selten eine geheuchelte Anteilnahme und Zärtlichkeit zu durchschauen. Menschen, die eine sehr tiefe Partnerschaft zum Tier in ihrem Wesen tragen, sind aber nicht etwa animalische, sondern eher naturhaft geistige Personen. Die Fälle, in denen Menschen ihr Leben riskieren, um ihren Hund zu retten und es dabai auch oft genug verlieren, sind zahlreich. Für ihre Umwelt meist nicht verständlich, legen sie Zeugnis ab, von einer Verbindung jenseits aller gängigen Vorstellungen. Es gibt sie eben, die uneingeschränkte positiv zu bewertende Liebe zum Hund und sie ist umso wertvoller, je selbstloser sie sich von Seiten des Menschen darstellt.


Menschenleid - Die bleierne Zeit
Ich schreibe diese Worte für Menschen die Gleiches oder Ähnliches erfahren mussten. Sie sollen wissen, dass sie diesen Schmerz teilen mit vielen anderen. Man kann es nur unzulänglich beschreiben und nur wer es gefühlt hat, weiß was ich meine. 

Eigentlich begann es ganz harmlos, wie so viele Dinge in diesem Leben. Unsere kleine Cindy, ein Westi-Mädchen, das aus schlechten Verhältnissen kam und seit acht Jahren zu unserer Familie gehört und natürlich der liebste Hund der Welt war, konnte eines Tages nicht mehr richtig laufen. Die durchgeführten tierärztlichen Untersuchungen halfen nicht weiter. Es wurde in den nächsten Wochen immer schlimmer, so dass uns klar war, dass wir von unserem kleinen Spatz bald Abschied nehmen mussten. 
Dann war es soweit. Es ging nicht mehr und es war Ostern. Cindy ging und nahm von unseren Seelen ein großes Stück mit auf die lange Reise. Die Welt verstummte für uns, die Luft war schwer und die Bewegungen wurden langsam. Es war Karfreitag und die Sonne schien, als die Erde und unsere Tränen in ihr Grab fielen. 
Klopf an die Himmelstür kleiner Spatz und deine reine Seele wird Einlass finden. Dort triffst du deine Freunde wieder, die dir vorausgegangen sind. Und während die letzte Schaufel Erde auf das Grab fällt, kommt mir ein Lied aus den 70er Jahren in den Sinn - good by my friend it's hard to die, when the birds are singing in the sky - und ich weiß der Tod ist der Preis für das Leben, aber es wird weitergehen und eines Tages wird es eine neue Cindy für uns geben. Sie wird anders aussehen, einen anderen Namen und ein anderes Wesen haben, aber auch sie werden wir lieben mit unserem ganzen Herzen.
 
H. Hiller 

Tier-LeidTitel


Arthur Schopenhauer  -  Ein Rufer in der Wüste

        Der  Philosoph, mit seinem Pudel Alma 

 

"Man sehe nur, wie unser christlicher Pöbel gegen die Tiere verfährt, sie lachend tötet, martert oder verstümmelt. Seine Pferde im Alter bis aufs Äußerste anstrengt, um das letzte Mark aus ihren Knochen zu arbeiten, bis sie unter seinen Schlägen erliegen. Man möchte wahrlich sagen: die Menschen sind die Teufel auf der Erde und die Tiere ihre geplagten Seelen". Schobenhauer hat die Idee des Tierschutzes nicht erfunden. Das erste Tierschutzgesetz, der sogenannte Martins´s Act, war bereits 1822 in England erlassen worden. Tierschutzvereine bestanden bereits in mehreren deutschen Städten. Schopenhauer gehörte 1841 zu den Mitbegründern des Frankfurter Vereins. Er hat aber die Tierschutz-Initiativen, indem er sie mit einer ethischen Grundlage ausstattete, entscheidend gefördert. Auf viele seiner Zeitgenossen machte es einen tiefen Eindruck, dass nunmehr ein Denker sich eingehend mit dem Problem Mensch und Tier beschäftigt und das Mitleid mit den Tieren als etwas Natürliches betrachtet. Sie empfinden es als eine Befreiung, es mit einer Ethik zu tun zu haben, die den Empfindungen ihres Herzens entspricht.Zu seiner Zeit war A. Schopenhauer mit seiner Tierethik ein Rufer in der Wüste. Aber, er war einer der wenigen, die dafür sorgten, dass sich die Wüste belebte.



Albert Schweitzer - Alles, was Du tun kannst, wird in Anschauung dessen, was getan werden sollte, immer nur ein Tropfen statt eines Stromes sein. Aber es gibt Deinem Leben den einzigen Sinn, den es haben kann und macht es wertvoll. Das Wenige aber, das Du tun kannst, ist viel - wenn Du nur irgendwo Schmerz, Weh und Angst von einem Wesen nimmst, sei es Mensch, sei es irgendeine Kreatur.

Albert Schweitzer war ein wunderbarer Mensch, der diese Bezeichnung auch verdient hat. Leider ist er vielen Tierfreunden nur als der Urwaldarzt von Lambarene in Erinnerung.
Von den jüngeren Tierfreunden und Tierschützern wissen viele mit seinem Namen nichts mehr anzufangen. Es ist aber  jedemTierfreund anzuraten, sich mit Schweitzers "Ehrfurcht vor den Tieren" zu beschäftigen. Das Thema hat im Religionsunterricht keinen, in der Ethik keinen angemessenen Stellenwert, da sich diese in der Regel auf den zwischenmenschlichen Bereich bezieht und sehr darauf achtet, dass darin keine Tiere umherlaufen.
Albert Schweitzer war ein Mann, der von Kind auf für das Leiden der Tiere sensibilisiert wurde. Unbefangene jugendliche Lebensfreude hat er nach seinen Aussagen eigentlich nie gekannt, da er sehr darunter gelitten hat, dass die armen Tiere soviel Not und Schmerz aushalten mussten. Erlebte Tierquälereien, die es schon immer reichlich gab, verfolgten ihn oft wochenlang. Daher machte auch die Tierschutzbewegung, die in seiner Jugend aufkam, großen Eindruck auf ihn: "Endlich wagen es  Menschen in der Öffentlichkeit  aufzutreten und zu verkünden, dass das Mitleid mit den Tieren etwas Natürliches sei, das zur wahren Menschlichkeit gehört".
So ist es kein Wunder, dass in seinem späteren Leben Tier-Ethik einen großen Stellenwert einnahm. So hat er sich mit allen wichtigen Religionen intensiv beschäftigt. Aber keine konnte ihn hinsichtlich der Tier-Ethik zufrieden stellen (wundert mich nicht wirklich).
Viele Schlüsselerlebnisse hatte er in seiner Zeit in Afrika, wo er immer wieder Eingeborenen ihre Tiere abkauft, um sie aus ihren grausamen Händen zu retten. Auch das Abschießen von Affen lehnte er von ganzem Herzen ab, "so man den Leichnam findet, oft zugleich ein armes kleines Äffchen mit großem Geschrei an die erkaltende Mutter klammert". Als großer Freund der Pelikane, musste er leider erleben, dass ihm zwei seiner Lieblinge erschossen wurden. "Der Schrotschuss hatte meinem lieben Tier die Eingeweide zerfetzt. Es kam noch bis zu mir ans Haus, um zu sterben. Den Ausdruck des Leidens in seinem Gesicht kann ich nicht vergessen." Schweitzer musste erfahren, dass die Schwarzen aller Grausamkeiten gegen Tiere fähig sind.
In Europa erlebte er die Grausamkeiten so gut wie täglich auf der Straße. An den Pferden, den Zughunden in den Schlachthöfen. Da erging es ihm wie Nietzsche, der in Italien weinend ein misshandeltes, zusammengebrochenes Pferd umarmte.
Was ist heutzutage anders? Nicht viel, nur die Grausamkeiten haben sich in Europa (nicht in Asien, den Philippinen und andere Länder) vielfach aus der Öffentlichkeit in die Labors, den sonstigen Versuch-Stätten und in die Tierfabriken zurückgezogen. Von solch abartigen Jägern und Fischern, die aus Sport Tiere töten mal abgesehen.
                                                                                                                                                                        H.H.


Tier-Leid

                                 Das Pferdchen hat jetzt bei guten Menschen ein gutes Leben.

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